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IIHF 13.03.2021, 12:55

Kompalla - eine lebende Legende

Interview zum 85. Geburtstag

Jupp Kompalla.
Jupp Kompalla. Foto: City-Press.
Interview Josef "Jupp" Kompalla wurde am 13. März 1936 im Oberschlesischen Kattowitz geboren und feiert heute seinen 85. Geburtstag. Ivo Jaschick sprach mit der Schiedsrichter-Legende.

Kompalla besuchte die ersten Jahre die deutsche Schule, danach die polnische, wo er sich auch die russische Sprache aneignen musste - bis 1958, als seine Familie in den Westen übersiedelte! Damals war bei weitem noch nicht daran zu denken, dass er zu einem der besten, angesehensten und akzeptiertesten Schiedsrichter der Welt wird! Er kann auf 2019 gepfiffene Eishockeyspiele zurückblicken, ist Mitglied der IIHF Hockey-Hall-of-Fame (HHOF) in Toronto, der deutschen Eishockey-Hall-of-Fame und Bundesverdienstkreuzträger - um nur einige seiner Auszeichnungen aufzulisten!

Wie fing Ihre Liebe zum Eishockey an?

Früher hatten wir in meiner Heimat noch richtige Winter und ich habe schon recht früh angefangen, auf den gefrorenen Wasserflächen Schlittschuh zu laufen und ein wenig zu spielen. Da kam dann mal ein Trainer vorbei und sagte mir: Komm doch mal zum Training! Gesagt, getan - dann habe ich in Kattowitz trainiert und bin dreimal mit dem Team Junioren-Meister geworden. Danach kam ich 1958 noch zu Seniorenehren, als ich mit Gornik Katowice im Februar polnischer Meister wurde. Am 21. April sind wir dann nach Deutschland übergesiedelt, wo ich dann hier in Krefeld gelandet bin!

Was hat Sie denn dann bewegt, in relativ jungen Jahren Schiedsrichter zu werden?

Naja, so jung war ich auch nicht mehr - ich habe zuerst noch 13 Jahre für Preußen Krefeld in der Verteidigung Eishockey gespielt. Und dann war hier an einem Sonntag ein Schiedsrichterlehrgang - wir Spieler waren auch andauernd zu Treffen im Eisstadion - als mich der damalige Schiedsrichterobmann in NRW ansprach und meinte, ob das nicht etwas für mich wäre! Ich war sofort nicht abgeneigt, habe an dem Lehrgang teilgenommen, dachte aber, dass ich ruhig noch etwas spielen könne. Dann klingelte aber das Telefon und der deutsche Schiedsrichterobmann versuchte mich mit Engelszunge zu überreden das Schiedrichterteam zu verstärken. Als Verteidiger hätte ich vielleicht noch zwei, drei Jahre spielen können, als Unparteiischer länger. Also gab ich seinem Drängen nach und nach einigen unterklassigen Partien, fand ich mich zu meiner Verwunderung schnell in der Bundesliga wieder. Zwischendurch war ich auch noch ein halbes Jahr in Südafrika und habe dort gepfiffen - auch eine schöne Erfahrung. ´72 bekam ich dann vom Weltverband - auch überraschend - eine Einladung zur Weltmeisterschaft und absolvierte 12 Spiele! Der SPIEGEL schrieb damals: Kompalla, der Senkrechtstarter aus Germany!

Wie kam es, dass Sie als "Schiri" so schnell Fuß gefasst haben?

Die Spieler und Trainer hier in Deutschland haben mir sehr dabei geholfen - sie haben mich akzeptiert! Noch am Anfang meiner Laufbahn als Schiedsrichter hat mir mal ein schweizer Kollege gesagt, dass ich nach dem Motto "leben und leben lassen" pfeifen muss. Als Beispiel nannte er einen Spatz in meiner Hand. Drücke ich zu, ist er tot - mache ich die Hand auf, entwischt er! Also ein Mittelding - aber konsequent! Vor den Spielen habe ich mich mit den Akteuren schon unterhalten, auf einige Sachen hingewiesen - hatte das Match begonnen, interessierte mich weder Trikotfarbe noch Person, dann war ich ein gnadenloser Richter! Egal wer es war - ich habe auch gegen meinen Schwiegersohn (Benoit Doucet, DEG) gepfiffen - Foul ist Foul! Ich hatte eine gewisse Autorität auf dem Eis, da gab es kein großes Palaver - wollte einer nicht aufhören, bekam er zwei Minuten! Schlägt einer zu, der andere stößt zurück, dann muss der Verursacher bestraft werden ?..!

Durch die Hallen schallte es immer wieder: "Oh, mir tun die Augen weh, wenn ich den Kompalla seh´!" oder "Das Wasser ist schmutzig, die Luft ist rein, Kompalla muss ertrunken sein!"

Ich weiß auch noch, dass die manchmal skandiert habe: Kompalla der schnelle, der homosexuelle! Dann habe ich mir öfters zur Freude der Fans auf den Hintern gehauen! Solange so etwas geschrien wird, mögen sie dich! Von Kollegen habe ich mir sagen lassen, dass dieselben Fans beim nächsten Spiel ohne mich nach mir gerufen haben - wir wollen den Kompalla sehen!

Wo haben Sie überall gepfiffen?

Ich habe mitgezählt, es waren 2019 Spiele! Bei drei Olympischen Spielen (1976 in Innsbruck, ´80 in Lake Placid & ´84 in Sarajewo) habe ich aktiv gepfiffen und bei den nächsten drei Olympiaden war ich als Supervisor vor Ort (´92 in Albertville, ´98 in Nagano und ´06 in Turin), habe 12 Weltmeisterschaften gepfiffen, den Istwestija Cup in Moskau, in Davos habe ich den Spengler-Cup geleitet und 157 Länderspiele! Ich habe Lehrgänge in China abgehalten, in Süd- und Nordkorea, in Tokio, war zweimal in Australien! Ich war, glaube ich, in 47 Ländern aktiv!

War ein Ereignis dabei, dass Ihnen am wichtigsten war?

Alle waren sehr wichtig für mich! Eigentlich möchte ich keines hervorheben, aber ein besonderes Erlebnis war z.B. 1972, als ich das sogenannte "Match des Jahrhunderts" gepfiffen habe. Es waren vier Spiele in Kanada und vier in Moskau - ich habe das entscheidende geleitet. Das war schon etwas ganz Besonderes.

Ihr Arbeitgeber, die Stadt Krefeld, machte es aber auch erst möglich, dass Sie so viel "schiedsrichten" konnten!

Ja, dafür muss ich mich auch bedanken! Eishockey habe ich sehr viel zu verdanken. Einmal war ich bei drei Weltmeisterschaften in einem Jahr - zuerst Junioren WM, dann B-WM und schließlich A-WM! Ich war nur unterwegs, aber es hat mich erfüllt! Zu diesen Großereignissen bekam ich Sonderurlaub, was schon echt gut war. Ich habe auch über Jahre Schüler im Schlittschuhlaufen unterrichtet, was mir auch sehr viel Freude bereitet hat.

Sie haben Krefeld ja auch werbewirksam vertreten! Nach Ihrer aktiven Karriere sind Sie dem Eishockey aber glücklicherweise erhalten geblieben!

Mit 50 (Jahren) musste ich leider aufhören, aber die Statuten haben es so gewollt. Aber glücklicherweise konnte ich noch lange Zeit als Schiedsrichterbeobachter hier in Krefeld mitwirken, musste dann leider auch damit aufhören, aber der schöne Sport lässt mich, den `Eishockeyverrückten´, nicht los! Soweit es geht bin ich bei jedem Spiel hier in Krefeld, coronabedingt jetzt nur beim Oberligateam. Aber, ich muss schon sagen, dass die Zuschauer schon fehlen!

Schlimmste Geschichte Ihres Schiedsrichterlebens? Z.B. "Schiri, wir wissen wo dein Auto steht!"

Nein, das waren so kleine Einschüchterungsversuche, die aber auch eher in die Rubrik "Nettigkeiten" gehört. Aber bei einer Weltmeisterschaft in Finnland habe ich mal das Endspiel Russland - Tchechoslowakei gepfiffen, in dem der russische Siegtreffer zum 2:1 mit dem Schlittschuh erzielt wurde - ein Pass wurde von einem russischen Schlittschuh abgelenkt. Ich bekam von offiziellen Seiten positive Rückmeldungen, doch von den Tschechen wurde ich die nächsten Jahre als Russenfreund abgelehnt! Das tat schon weh!

Jetzt muss auch die schöne Seite genannt werden!

Wie ich schon sagte, die Nominierung für den Prestigekampf der Kanadier gegen die Russen 1972 und ´74! Damals liefen noch Maltsev, Larionov, Makarov, Tichonov als Trainer und wie sie alle hießen auf! Olympiaden, Weltmeisterschaften - alles war toll! Hauptsache Eishockey!

Ihre Tochter war auch in diesem Business tätig! 

Ja, eines Tages kam sie zu mir und teilte mir mit, dass sie diesen Wunsch habe. Zuerst war ich nicht so begeistert von dieser Idee, aber sie war schon immer eine starke Persönlichkeit, hat sich durchgesetzt und ihre Aufgabe auch gut erledigt! Einmal hat sie beim Bully eine 10-Minutenstrafe ausgesprochen - für mich war es unbegreiflich. Da sagte sie, der hat mir gesagt, ich habe einen schönen Po!

Würden Sie heute auch noch diesen Beruf ergreifen? 

Ja, nur fehlt mir momentan die Kondition! Ich habe auch noch vereinzelt Abschiedsspiele gepfiffen, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt, kannst du es auch nicht mehr, die Knochen sind nicht mehr so elastisch, die Bruchgefahr zu groß. Ich sollte jetzt mit 85 das Glück nicht herausfordern.

Was sagen Sie zu Profischiedsrichtern? Hat sich viel verändert für sie?

Das Spiel ist viel schneller geworden, dadurch wurden auch die Aufgaben der Schiedsrichter umfassender. Das Zwei-Linien-Spiel ist weggefallen, es sind jetzt zwei Hauptschiedsrichter auf dem Eis, die ihre eigenen Aufgaben haben. Mir gefiel das Drei-Mann-System besser, ich war für beide Mannschaften zuständig! Manchmal pfeift der weiter entfernte Schiedsrichter ein Foul, dann kommen sie zusammen und diskutieren das erst. Die Schiedsrichter brauchen mehr Autorität! Aber ich habe gut reden, ich bin schon lange nicht mehr auf dem Eis!

Vielen Dank für das nette Gespräch und lassen Sie sich coronabedingt richtig feiern!

Rainer Philipp: Als Allererstes natürlich: Herzlichen Glückwunsch! Ja, der Jupp war schon immer ein angesehener, allseits respektierter Weltklasse Schiedsrichter! Ob es olympische Spiele, Weltmeisterschaften oder Ligaspiele waren, er hat immer äußerst korrekt gepfiffen. (lachend) Natürlich waren wir Spieler, auch ich, nicht immer dieser Meinung, aber im Nachhinein, muss man sagen, dass er die nötige Autorität und Korrektheit hatte! Ein Schiedsrichter, aber vor allem der jetzige Jubilar, hat(te) immer Recht! 

Udo Kießling: Jupp Kompalla war eine Lichtgestalt des deutschen Eishockeys! Er hat hart und fair gepfiffen, manchmal aber auch weggeguckt - er wusste wann und wo! Davon zeugt auch seine lange, nationale und internationale Karriere! Hut ab und genieß dein Leben!

Peppi Heiss: Jupp Kompalla war ein Schiedsrichter mit sehr viel Fingerspitzengefühl, der das Spiel laufen ließ, den Jungs aber so nebenbei doch gesagt hat, dass er es gesehen habe und sie es doch besser bleiben lassen sollen! Er hatte die Spiele und Spieler immer gut im Griff! Herzlichen Glückwunsch!

Gordon Blumenschein: "Ja klar, er war einer der besten Schedsrichter aus Deutschland. Er hat viele Spiele von mir geleitet. Ich mochte ihn."

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Gast
06.05.2024 06:07 Uhr


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Kommentare (2)
27.02.2022, 21:45 Uhr
Mannae123
Happy Birthday, er war der beste Referee.
Bewerten:1 

13.03.2021, 15:50 Uhr
Hockey
Ja das waren  noch Zeiten  als erst er und dann in 2.Liga seine Tochter in Bad Nauheim  waren !
Bewerten:5 


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