"Eine gute Zukunft!"
Interview mit DEB-Präsident Franz Reindl
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Franz Reindl. Foto: City Press.
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Interview
Aktualisiert
Die deutsche Eishockey Nationalmannschaft hat den Deutschland Cup in Krefeld mit dem zweiten Platz abgeschlossen. Nach dem Turnier sprachen Ivo Jaschick und Michael Sender mit DEB-Präsident Franz Reindl.
Herr Reindl, was waren vor dem Turnier hier in Krefeld Ihre Erwartungen?
Der Deutschland-Cup ist, so zu sagen, die "Highlight-Veranstaltung" im deutschen Eishockey. Da musst du schon mit allem reingehen, was du hast. Und Toni (Söderholm) hat den Blick für alle unsere Nationalmannschaften, für die Talente, die hier schlummern. Ich muss schon sagen, dass er ein richtig gutes Team zusammengestellt hat! Ich war wirklich etwas überrascht, dass dieses Team in jeder Partie die Chance besaß, zu gewinnen und in jedem Spiel gepunktet hat - mehr können wir eigentlich nicht erwarten. Es war insgesamt eine tolle Atmosphäre, die die Mannschaft ausgestrahlt hat - Leidenschaft, Motivation, Engagement - am Ende entscheiden immer Kleinigkeiten! Aber es war schon echt gut und gibt uns eine gute Zukunft!
Können Sie einen Einblick in ihr Schaffen als DEB-Präsident rund um das Turnier geben?
Zu solch einem Turnier gehören viele Menschen. Unsere Eventcrew und die Arena-Crew arbeiten perfekt zusammen. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei den vielen ehrenamtlichen Volunteers bedanken. Ich als Präsident steuere den ganzen Ablauf ein wenig, aber im Grunde habe ich mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun. Wir organisieren viele Side-Events - Trainer- und Schiedsrichter-Ausbildung, Managertreffen, DEL-Fördervereintreffen, Meetings mit Partnern und Sponsoren, Medientermine. Ich repräsentiere dabei den Verband und spreche mit den Menschen. Das macht großen Spaß. Am Freitag hatten wir auch eine lange Präsidiumssitzung und haben über die Zukunft des deutschen Eishockeys diskutiert. Da saßen wir sieben, acht Stunden beisammen. Kurzum: wir sprechen beim Deutschland Cup sehr viel miteinander und schauen, dass wir vorankommen.
Sie haben gerade den Coach Söderholm über den grünen Klee gelobt, der genauso ein eher unbeschriebenes Trainerblatt war, wie seine Vorgänger Uwe Krupp und Marco Sturm!
Das ist der Weg, der Weg den man gehen muss! Man muss frische Kräfte holen, von denen man überzeugt ist. Junge Leute brauchen wir - und das sind die Attribute! Das Wichtigste ist, dass der Funke zur Mannschaft und umgekehrt überspringt. Dass die Spieler ihn akzeptieren und auch wegen ihm kommen und kämpfen, alles geben! Das hat er - wie sich nicht nur hier, auch schon davor - erreicht! Er ist ein internationaler Coach, der weiß, was wir brauchen, um zu bestehen! Ich denke, er ist auf einem sehr guten Weg!
Mit Krupp (Sparta Prag), Sturm (Co-Trainer LA Kings) und jetzt Söderholm wurden die letzten drei Trainer des DEB zu gefragten Persönlichkeiten auf diesem Gebiet - kann ich sagen, dass der DEB so etwas wie eine Trainerschmiede ist?
(lachend) Ich weiß auch nicht, aber ich habe schon viel erlebt und bei den Leuten, bei denen ich mit entscheiden dürfte, haben wir eigentlich immer Glück gehabt. Was heißt hier Glück - das ist halt Qualität!
Können Sie nochmal ein Fazit des Deutschland-Cups 2019 ziehen?
Es war eine großartige Woche hier in Krefeld! Die deutsche Mannschaft hat am meisten überrascht - und das ist das Beste überhaupt. Und ich bin sehr froh, wie sich das alles entwickelt!
Wie sieht es denn um die Zukunft des deutschen Eishockeys aus?
Wir arbeiten weiter mit und an unserem Konzept "POWERPLAY26". Das müssen wir ständig auffrischen und aktualisieren - in der Organisation, Administration und Finanzierung. Der DEB steht finanziell gut dar, aber darauf darf man sich nicht ausruhen. Wir geben unglaublich viel Geld aus für den Nachwuchs, haben sehr viele zusätzlich angestellte Trainer und da ist einiges zu optimieren. Die Strukturen des DEB im Innenverhältnis müssen überarbeitet werden. Da werden wir tief in die Sache reingehen - das geht nicht hoppelahopp. Im Frühjahr kommt dann noch die Mitgliederversammlung, da wollen wir die wichtigen Infos weitergeben. Die sportlichen Maßnahmen kommen noch dazu: Die U20-WM Ende des Jahres in Tschechien, die U18-WM, die Frauen-U18-WM Division I in Füssen - wir wollen aufsteigen, die Frauen-WM in Amerika. Es ist international so viel los. Jede Altersklasse muss mit dem nötigen Respekt und entsprechender Intensität vorbereitet werden. Zum Schluss kommt dann noch die große und schwierige Herren-WM in der Schweiz im Mai als Highlight.
Wie messen sie den Erfolg von "POWERPLAY26"?
Der Erfolg ist für uns, dass wir deutlich mehr Spieler entwickelt haben. Die breite Basis ist das Ziel und wir haben bessere Zahlen erreicht. Zudem haben wir die Entwicklung der Spieler qualitativ gesteigert, was die Aufstiege der U18 und U20 belegen. Auch der Draft in Amerika bestätigt unsere Arbeit. Es ist viel mehr los im deutschen Eishockey wie auch die Erfolge der DEL Clubs in der CHL zeigen. Die Herren beeindrucken mit ihrer Leistung und können auf höchstem internationalen Niveau mitspielen. Das war früher nicht immer so. Dieser Erfolg ist besonders durch das systematische "POWERPLAY26" möglich. Wir müssen weiter hinterher sein, damit es läuft. Man muss immer mehr machen im internationalen Geschäft um dran zu bleiben. Wenn man überholen will, muss man noch mehr machen als mehr. Das ist die Schwierigkeit.
Ein Wort zu dem Kölner Senkrechtstarter Colin Ugbekile...
Er war auch einer der Spieler, die sehr positiv überrascht haben. Wie routiniert, mit welcher Kraft und welcher Einstellung er hier aufgetreten ist, einfach toll. Toni (Söderholm) hat ihm die Chance gegeben und deswegen konnte er sein Können zeigen. Es ist ja oft so, dass man eine Chance braucht, und er hat sie voll genutzt - alle konnten überzeugen.
Sie persönlich werden als kommender Präsident des Eishockey-Weltverbands IIHF gehandelt. Wie stellen sie sich der Präsidentschaftswahl?
Ich bin aktuell im IIHF Council aktiv und die Arbeit da macht mir einen riesigen Spaß. Es ist mein primäres Ziel dort zu bleiben. Da muss man auch erstmal gewählt werden. Ob ich die ganz große Kandidatur wage, hängt von den Gesprächen ab. Im internationalen Geschäft muss man genau zuhören und ich setze mich mit den involvierten Verbänden und Organisationen auseinander um auszuloten. Ich werde häufig auf die Kandidatur angesprochen. Es erfüllt mich mit Stolz und Ehre, dass man bei dieser hohen Position an mich denkt. Ich bleibe geduldig und warte noch ab, ob ich kandidiere.
Gibt es noch andere Kandidaten?
Ja sicher! Da gibt es eine lange Kandidatenliste und die Strömungen und Interessen im internationalen Eishockey sind verschieden. Beim IIHF ist es sehr demokratisch. Da wählen nicht nur die führenden Nationen, sondern die große Breite. Dafür braucht man als Kandidat eine hohe Kompetenz und Anerkennung.
Sehen sie sich der Aufgabe des IIHF-Präsidenten gewachsen?
Ich denke schon, dass ich das machen könnte. Aber machen wollen und machen können sind zwei Paar Schuhe. Und gewählt werden ist das dritte Paar.
Vielen Dank, Herr Reindl!
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