"Krefeld - Kein Zuckerschlecken"
Interview mit Roger Nicholas
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Roger Nicholas. Foto: Privat.
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Interview
Der US Amerikaner Roger Nicholas stürmte lange Jahre sehr erfolgreich in der Deutschen Bundesliga, Jetzt bleibt er als inaktiver seinem Sport treu und ist Bindeglied zwischen den Krefeld Pinguinen und dem neuen Schweizer Mehrheitseigner!
Herr Nicholas, Sie sind der Verbindungsmann zwischen den Krefeld Pinguinen und dem neuen Hauptaktionär, der schweizerischen SAVE`S AG! Können Sie uns etwas über die SAVE`S AG sagen?
Es ist eine Aktiengesellschaft mit Stefano Ansaldi als Vorstand. Die AG ist sowohl in der Unternehmensberatung aktiv, als auch im Immobilien- und Finanzbereich. Und ich habe, ich glaube sagen zu können, schon seit Jahrzehnten für seinen Vater in diesen Bereichen Aufträge erledigt. Ja, und dann kam die Sprache auf das Eishockey, und ich ins Spiel. Sie waren sehr daran interessiert irgendwie in diesen Sport einzusteigen! Sie baten mich, einen Verein zu finden in den sie sich "einkaufen" könnten, den sie finanziell unterstützen und auf ein anderes Level bringen könnten. Nachdem ich mich kundig gemacht hatte, ob sie kontrollierende oder investierende Anteile erwerben wollten - wenn schon kontrollierende kam dabei raus - begab ich mich auf die Suche! Diese war nicht allzu schwer, da die Krefeld Pinguine in schwierigen Gewässern schipperten! Ich brauchte den Schweizern auch keine großen Empfehlungen zu geben, da dieser Eishockeystandort Krefeld schon Empfehlung genug ist! Krefeld ist eine eishockeyverrückte Stadt, mit super Fans und einer tollen Arena! Die Nachwuchsarbeit ist hervorragend, was auch wichtig für den Investor ist. Würden die Pinguine nur etwas besser spielen, sprich mehr gewinnen und würden in der Tabelle oben mit dabei sein, wäre der Zuschauerschnitt gleich um einiges höher! So sagte ich dem Vorstand von Anfang an: "Das wird kein Zuckerschlecken! Die Finanzen sind grausam und die Schulden stehen bis zur Oberlippe! Ich nannte auch konkrete Summen, die Verbindlichkeiten, Darlehen - einfach furchtbar!" Trotz allem, der Standort ist optimal und das Interesse war direkt da! Der erste Deal kam nicht zustande, weil die Vorstellungen beider Seiten zu weit auseinanderlagen! Beim zweiten Gebot stimmten die Zahlen für Stafano (Ansaldi), er vergewisserte sich noch einmal bei mir, und dann passte alles! Als das alles geregelt war, fragten sie mich, ob ich Interesse hätte da mit zumachen? Nach Absprache mit meiner Frau habe ich dann zugesagt und jetzt läuft alles seinen Gang!
Was verspricht sich die SAVE`S AG von ihrem Engagement bei den Pinguinen?
Sie wollen das Eishockey fördern, voranbringen! Wenn´s geht, wollen sie aus der ganzen Sache mit plus/minus 0 rausgehen! Denen ist schon klar, dass sie mit Eishockey kein Geld verdienen können, es kein profitables Geschäft ist. Wenn mal irgendein Klub Gewinn macht, wird das Geld direkt wieder in neue Spieler investiert. Sobald ein Verein über etwas mehr Geld verfügt, erhöhen sich auch die Ausgaben - siehe München, Mannheim, Berlin, Köln! Also, die Schweizer wollen möglichst nichts verlieren und einen größtmöglichen Erfolg haben - die Playoffs! Nicht zu vergessen ist, dass die AG einen sehr großen Wert auf eine solide, gute Nachwuchsarbeit legen, die in Krefeld ja sowieso schon gegeben ist! Aber die wollen sie noch weiter nach vorne treiben! - Die Motivation dahinter ist, dass Stefano Ansaldi sportbegeistert, oder vielleicht besser gesagt: eishockeybegeistert ist!
Vielleicht auch als "großer Retter" in Erscheinung zu treten?
Ich würde sagen: NEIN! In diese Richtung gehend habe ich noch nie ein Wort aus seinem Mund gehört! Neulich bekam ich von Uwe Fabig einen Anruf, in dem er mir sagte, dass ich ja gar nicht so als Retter, als Macher auftrete! Das findet er super! Ich antwortete etwas ´gekränkt`, dass er das von mir nie erleben werde. Und genau so ist es auch mit der "SAVE`S AG" - sie werden sich nirgends aufdrängen. Keiner hat jemals ein Wort von Rettung gesagt! Es ist das Bestreben einen Eishockeyverein - und dazu noch so einen traditionsreichen - zu übernehmen und gut zu leiten.
Haben Sie, vielleicht auch noch aus Ihrer aktiven Zeit, Verbindungen zu den Krefeldern?
Ja klar, ich kenne noch einige und ich freue mich auch schon auf ein Wiedersehen! Hinzu kommt auch noch, dass ich anfangs, als ich nach Europa, nach Deutschland kam, in Moers Eishockey gespielt habe. Dort habe ich eine Reihe von Leuten kennengelernt, die aus Krefeld kamen - es sind ja nur 10 oder 12 Kilometer. Quasi ein Katzensprung! Dort wohnen viele gute, alte Freunde! Ich habe Krefeld schon immer sehr gemocht - ich mag Kleinstädte mehr als Großstädte und die Eishockeykultur fand ich dort immer genial.
Gibt es auch noch andere persönliche Gründe, die Ihr Engagement bei den Pinguinen begründen?
Es ist meine Liebe zum "Eishockey"! Krefeld ist ein super Eishockey-Standort, mit allem Drum und Dran. Ich bin zwar in Connecticut in Amerika geboren, aber mein Lebensmittelpunkt ist Deutschland. Meine Karriere habe ich in Moers begonnen, jetzt komme ich hierhin zurück - wenn das nicht Gründe genug sind!
Eishockey hat und bestimmt immer noch ihr Leben! Kommen wir noch einmal kurz auf den aktiven Roger Nicholas zu sprechen! Sie kamen in die Oberliga nach Moers, dann Nauheim, Genf (CH), Iserlohn, Köln, Frankfurt, Mannheim, Frankfurt (ESC) - 1994 Abschied folgte wegen einer schweren Knieverletzung das Aus!
Es ist schon witzig, denn ich gehe jetzt praktisch zurück zu meinem Ursprung in Deutschland. Viele haben mich gefragt, warum ich zuerst in Moers in der dritten Liga gelandet bin, da ich doch besser war! Als ich in Amerika nicht den erhofften Durchbruch schaffte, wollte ich etwas von der Welt sehen und da kam mir das Angebot aus Moers gerade Recht! Moers als meine erste Station möchte ich nie eintauschen - sie war genial! Ohne ein Wort Deutsch zu können hatte ich damals den Schritt nach Deutschland gewagt! Es war so eine Horizonterweiterung, ich habe in meinem Leben nie mehr so einen Sprung gemacht. Mir wurde anheim gelegt, dass ich mir wieder eine Wohnung nahe Moers suchen solle, da dieser Ort noch etwas kleiner ist und es sich dort sehr gut leben lässt! Aber zurück zum Sport: dann kam Nauheim mit dem Aufstieg in die zweite Liga, Genf war sehr schön, Iserlohn auch und es folgten zwei Jahre in Köln - mit einer Meisterschaft - dann Frankfurt, Mannheim und noch einmal Oberliga (Frankfurt ESC) mit dem Aufstieg und 94 folgte das Ende! Ich musste mich einer Kreuzbandoperation am Knie unterziehen. Danach gab es ein paar Komplikationen und weitere Operationen folgten. Fazit war, dass ich einen Schlussstrich unter die Karriere ziehen musste!
Ihren größten Erfolge feierten Sie in Köln als bissiger Hai?
Ja, im ersten Jahr als Hai lief es sehr gut, wir gewannen die Meisterschaft. Im zweiten Jahr musste ich lange mit Bandscheibenproblemen aussetzen, es war verkorkst - zu alle dem flogen wir auch noch im Halbfinale gegen Düsseldorf raus. Danach kam Frankfurt und es lief wieder wie am Schnürchen. Ich hatte das Kapitänsamt bekommen und wir hatten eine Paradereihe mit (Jiri) Lala und (Mark) Jooris und mir (Jooris 32 T/66 V; Lala 47/59; Nicholas 31/41). Es machte einfach wieder richtig Spaß!
Was würden Sie, wenn Sie es könnten, noch einmal anders machen? Denken Sie an den Kinohit "Zurück in die Zukunft"!
Mache ich, aber dann ändert sich ja alles! Aber, ich denke es bleibt alles, wie es ist! Es gab tatsächlich einen Punkt in meiner Karriere, den ich im Nachhinein vielleicht hätte besser anders machen sollen. Es war, glaube ich 91/92, als mir Franz Hofherr ein ganz tolles Angebot unterbreitet hat. Er wollte mich als einen der ersten ganz großen Spieler nach München holen, die er dann noch mit (Didi) Hegen, (Gerd) Truntschka, Hardy Nilsson und Co. dann noch geholt hat. Dieser verpassten Chance habe ich schon so manche Träne nachgeweint!
Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!
Ivo Jaschick.
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