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EISHOCKEY.INFO 09.02.2021, 23:02

Was macht eigentlich Manfred Wolf?

Interview mit dem 63-jährigen Deutsch-Kanadier

Manfred Wolf.
Manfred Wolf.
Foto: City-Press.
Interview Manfred Wolf spielte in Deutschland für Mannheim, Düsseldorf, Frankfurt und Ratingen. Es folgten Trainerstationen u.a. Leipzig und Heilbronn. Ivo Jaschick konnte mit dem 63-jährigen Deutsch-Kandier reden:

Manfred, Mannix Wolf erblickte das kanadische Licht der Welt am 26. März 1957 in Aurora, Ontario. Über Streethockey fand er glücklicherweise Zugang zum Eishockey.

Wegen seiner deutschen Vorfahren kam er als sogenannter "Deutsch-Kanadier" in die Bundesliga nach Mannheim und wegen seiner spielerischen Fähigkeiten in die Nationalmannschaft - nach Beendigung seiner aktiven Karriere füllt sein Sohn David das durch seinen Abgang entstandene Loch aus.

Wie kamen Sie überhaupt ans Eishockey?

Meine erste Annäherung an das Eishockeyspiel geschah damals auf der Straße. Ich jagte dem "Ball" beim Street Hockey auf dem Asphalt hinterher, aber ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich das erste Mal auf einem kleinen, zugefrorenen Teich direkt gegenüber von unserem Apartment in Toronto mit dem Puck und einem Schläger gestanden habe - das hatte schon etwas! Bei mir war es nicht so, dass ich sofort auf Eishockey fixiert war. Ich war sehr sportlich veranlagt und betätigte mich überall - Baseball, Fußball, Basketball und Street Hockey, ein Ball musste schon dabei sein. Ich war überall aktiv! Und jeden Samstag war "Hockey Night" im Fernseher. Irgendwann infizierte ich mich dann auch mit dem "Eishockey-Virus"! Mit 10 Jahren, was für einen Eishockeyspieler ziemlich spät ist, begann ich dann mit dem Spiel der Spiele. Ich bin aber froh, dass es nicht zu spät war, wie die Zukunft zeigen sollte.

Jeder heranwachsende Spieler hat irgendein Vorbild - wer war Ihres?

Meines war Bobby Russeau Er spielte für die Montreal Canadiens und trug die "15". Ich erinnere mich an eine Situation, als ich sieben Jahre alt war, hatte ein Bekannter bei einem Gastspiel der Canadiens in Toronto angerufen und ich konnte mit "meinem Idol" sprechen. Das Gespräch endete damit, dass ich ihm meine Adresse gab, und er mir ein unterschriebenes Foto zuschickte! Das Foto habe ich immer noch und ich werde diese Aktion auch nie in meinem Leben vergessen - das war etwas ganz Spezielles! Und das hat mich in meinem ganzen Leben bisher auch begleitet und ich denke immer an dieses Ereignis zurück, wenn mich jetzt jemand nach einem Autogramm fragt!

Was hat Sie an diesem Sport so fasziniert?

Zuerst war es wohl die Geschwindigkeit und dass ich alles andere drum herum vergaß. Ich musste mich total konzentrieren, ich wollte mich total konzentrieren. Wenn ich etwas machen wollte, wollte ich es so gut machen, wie ich es eben konnte. Und ich war auch sehr lernbegierig, ich wollte es perfektionieren, war für alle Verbesserungsvorschläge offen und die Kameradschaft im Team war sehr wichtig für mich! Ich war ein richtiger Teamspieler!

Wie kamen Sie an Ihren Spitznamen "Mannix"?

Es war damals in Mannheim - Manfred war denen zu lang und da wurde er halt in "Mani" gekürzt. Da lief damals so eine Detektivserie "Joe Mannix" im Fernsehen, daher Mannix! In der Mannheimer Kabine war ich auch manchmal unter "Joe" bekannt - aber Mannix blieb!

Würden Sie lieber in der heutigen Zeit - neue Regeln, Geld - spielen?

Das ist eine interessante Frage! Das Eishockeyspiel hat sich im Laufe der Zeit ohne Frage verändert, ich meine auch verbessert. Es ist schneller geworden, auch bedingt durch die neuen Regeln, die Halten, Klammern, Behinderung, ? untersagen. Aber ich habe meine Zeit damals genossen und verspüre keinerlei Bedauern damals gespielt zu haben. 

Sie haben in der Nationalmannschaft gespielt, sind in Kanada geboren (26.3.57) - ein sogenannter Deutsch-Kanadier! Wie kamen Sie in die damalige Bundesliga?

Ja, ich habe dies erst hinterher erfahren, dass wir, Roy Roedger, Harold Kreis, Peter Ascherl und noch mehr, mit die ersten "Deutsch-Kanadier" waren. Trainer Heinz Weisenbach war mit seinen Mannheimern gerade aufgestiegen und zu der Zeit waren nur zwei Ausländer erlaubt. Also suchte er einen Weg, auf dem er Importspieler holen konnte, ohne dass Zwei-Ausländer-Kontingent zu belasten. So kam er rüber, schaute sich anhand der Namen um, wer für seine Zwecke in Frage käme und war dann auch bei einem Playoff-Spiel in dem ich mitspielte. Ich hatte wohl einen guten Tag erwischt, schoss auch noch den Siegtreffer in der Overtime und so fragte er mich danach, ob ich mir vorstellen könnte in Deutschland für Mannheim zu spielen. So fing alles an!

Bis 1994 spielten Sie dann in der Bundesliga - danach waren Sie Manager bei den Ratingen Ice Aliens in der 4. Liga und sind dann noch mal Spieler/Trainer (96/97) gewesen und aufgestiegen?!

Zu dieser Zeit ist das DEL-Team nach Oberhausen gezogen und eine kleine Schar von Fans blieb in Ratingen und die Ice Aliens wurden ins Leben gerufen und ich war einer der "Schöpfer". Da sehr viele junge Nachwuchsspieler in der Mannschaft waren, fragte man mich, ob ich nicht noch mal meine Schlittschuhe schnüren und ein wenig Struktur ins Spiel bringen könnte. So kam ich zu meinem letzten Jahr als Spieler und wir sind in die 3. Liga aufgestiegen. Danach war ich nur noch Coach!

Reflektieren Sie mal Ihre Karriere, was waren die schönsten Erlebnisse? 

Ich hatte eine ganze Menge unglaublicher Geschichten erlebt - klar, da waren Meisterschaften und mehr. Olympia in Calgary war etwas Besonderes, wo ich viele Spieler und Trainer wiedergetroffen habe, mit denen ich früher in Kanada zusammengespielt hatte. Aber das Größte überhaupt war, als ich mein erstes Tor bei einer Weltmeisterschaft für Deutschland geschossen habe! Mein Vater war extra aus Kanada angereist und wir haben gegen Team USA gespielt, als ich das erste Mal getroffen habe. Ich habe sofort Blickkontakt zu meinem Vater gesucht, der genauso wie ich die Anzeigentafel im Auge hatte. Es erschien mein Name - Manfred Wolf - und ich konnte den Stolz in seinen Augen sehen. Ein Moment, den ich nie vergessen werde!

Gibt es auch irgendetwas, was Sie gerne ungeschehen machen würden, was vollkommen überflüssig war?

Ja, da gab es etwas! Es war noch in meinen frühen Jahren in Kanada, als ich im Trainingscamp war. Da ging es schon etwas härter zur Sache. Jeder hat um einen Platz im Team gekämpft, auf Teufel komm raus. Da war ein Typ, der dachte ich sei ein Gegner bei seinem Kampf um einen Platz im Team. Also bearbeitete er mich mit allen, aber meist unfairen Mittel (Stockstiche in die Rippen, mit dem Schläger fast meine Augen getroffen, ?) und die anderen Mitbewerber sagten schon: "Manni, du musst etwas tun, der will deinen Job! " In solchen Tagen war Eishockey in Kanadas Minors manchmal so etwas wie eine Art Krieg. Ja, und dann versuchte er wieder mich unfair anzugehen, aber ich war vorbereitet, wehrte mich und er musste danach den Zahnarzt besuchen. Der Coach kam danach zu mir und sprach mir lobende Worte zu: "Ich denke, du hast einen guten Job gemacht! " Ich schaute den Coach an, aber auch die anderen sagten, dass er es sonst mit mir gemacht hätte! Nur ist das eigentlich nicht meine Art und so fühlte ich mich danach über Tage lang schlecht und konnte nicht schlafen! Wie konnte ich so etwas nur machen! Ich kam mir richtig kriminell vor! Ja, das würde ich gerne ungeschehen machen.

Sie wechselten vom Spieler hinter die Bank - wie ist der Sichtwechsel Spieler/Trainer (hatten Sie von da an mehr Verständnis für Aktionen Ihrer Trainer?)

Diese, nennen wir es mal Mutation, war sehr interessant und beanspruchte eine lange Zeit. Anfangs war ich noch mehr ein Spieler als ein Coach. Es dauert schon eine Zeit, um sich vom Spieler in einen Trainer zu wandeln. Vor allen Dingen, wenn man wie ich mit Herz und Seele dem Spiel nachgeht. Ich musste lernen cooler an die Sache ranzugehen. Ich musste lernen Dinge zu akzeptieren, habe aber sehr viel Freude gehabt, jungen Spielern noch etwas beibringen zu können. Das war und ist immer noch für mich das Größte, mit jungen Spielern zu arbeiten, denen ich noch etwas beibringen, sie unterstützen, mein Wissen, meine Erfahrung weitergeben kann. Ich verstehe nicht und kann es ebenso wenig leiden, dass sich das Management, dass in der Regel weniger Erfahrung mit der Materie hat, da immer einmischen muss und den Trainern das Leben schwer macht. In der DEL hat sich das schon gewandelt, aber je weiter du nach unten gehst, wird es für uns Trainer schwerer! Ich bin immer noch als Coach tätig, es bereitet mir unwahrscheinlich viel Spaß, auch oder vor allem mit dem Nachwuchs, mit Kindern!

Sie haben zwei Töchter und einen Sohn - wir wollen unser Augenmerk jetzt auf Ihren Sohn richten, der eher in Ihren rechtgroßen Fußstapfen wandelt. Wie Sie spielt er sehr erfolgreich in Mannheim und der Nationalmannschaft!

David ist nicht nur ein hervorragender Eishockeyspieler, er ist auch, genauso wie seine beiden Schwestern, Caroline (33) und Justina (17), eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Sie sind alle drei mehr als tolle Typen auf die ich mit Recht sehr stolz sein kann. David hat als Spieler eine große Durchschlagskraft und er hat seit er in Amerika (4 NHL/59 AHL) war sehr viel dazugelernt. Er ist sehr explosiv und kräftig und bringt die besten Voraussetzungen für das Eishockey mit! Zudem zeigt er auf dem Eis eine große Schnelligkeit, hat ein gutes Auge für die Situation, kann ein Spiel lesen und hat ein guter Schläger/Puck Koordination und ist kein Kind von Traurigkeit, kann auch mal durchgreifen. Er unterscheidet sich schon ein wenig von der Art zu spielen von mir, aber von der Mentalität ist er mir doch sehr ähnlich! 

Schauen Sie gerne Eishockey - ist die Liebe dazu immer noch da?

Es gibt so eine Lebensregel, die sagt, dass eigentlich jeder Mensch alle sieben Jahre etwas in seinem Leben ändert - andere Kleidung, andere Haartracht, anderes Hobby, Beruf, ?! Aber meine Begeisterung für diesen fantastischen Sport mit all seinen Fassetten hat sich bei mir noch nicht geändert und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dies irgendwann eintritt. Ich liebe es, mir Spiele anzuschauen, sie gegebenenfalls zu kommentieren oder zu analysieren. Eishockey gehört zu meinem Leben, muss immer um mich herum sein. Und ich auch dankbar, dass ich in dieser Lage sein kann. Wayne Gretzky hat es mal mehr als treffend gesagt: Eishockey ist das beste Spiel der Welt!

Sie sagten es selbst, das Spiel ist immer schneller geworden, die Ausrüstung nicht in dem Maße besser geworden - ist es damit nicht auch immer gefährlicher geworden? Ich denke dabei vor allem an Gehirnerschütterungen!

Nein, ich würde nicht sagen, dass es gefährlicher geworden ist, es hat sich weiterentwickelt, ist besser geworden! Ich denke auch, dass die Spieler sehr verantwortungsvoll und mit viel Respekt miteinander umgehen. Dabei helfen natürlich auch die mit der Zeit von der Liga eingeführten Regeln. Das Spiel ist interessanter geworden, es fördert die spielerischen Fähigkeiten und kreiert mehr Tormöglichkeiten. Ich denke auch nicht, dass es heute mehr Verletzungen gibt als früher!

Ich denke, dass die Regeländerungen in den letzten 20 Jahren die Gesundheit der Spielerbesser schützen!

Ja, ich bin derselben Meinung! Obwohl ich nicht alle Änderungen gutheiße. Die Regel zum "Unerlaubten Weitschuss" ist beispielsweise sehr gut, da nicht mehr zwei Spieler mit hohem Tempo und großer Wucht an der Bande zusammenkrachen! So sind wirklich einige sinnvolle, gute Änderungen vorgenommen worden. Aber mit einer neuen Regel bin ich, vielleicht weil ich ein Center war, überhaupt nicht einverstanden: Ich mag nicht die neue Bully-Regel! Manchmal kommt es mir vor, als liefe da ein wissenschaftliches Experiment ab - ich denke, den Puck einwerfen und dann kommt es zu einem "natürlichen Kampf" der beiden Kontrahenten. Dabei wird zu viel Wert auf Winzigkeiten gelegt. Den Puck einwerfen und weiter geht´s! Die Zuschauer wollen Action sehen, nichts anderes.

Könnten Sie eine Regel ändern oder neu schaffen, welche wäre das?

Die Bully-Regel - die ist überflüssig! - Aber ansonsten, ? das ist echt eine herausfordernde Frage. Ich bin der Meinung, dass das Eishockey mit all seinen Facetten über all die Jahre zu einem sehr guten ?Produkt? gereift ist. Attraktiv für die Fans und die Spieler! Aber eine Sache wäre vielleicht doch noch zu ändern: es sollte ein Regelheft für alle geben, eines das über den ganzen Erdball gilt! Keine NHL und IIHF Regeln - auch mit der Größe der Eisflächen. Schwenningen ist in Deutschland ja schon ein Vorreiter in dieser Hinsicht - vor drei Jahren wurde es legalisiert! Das kleinere Spielfeld macht das Spiel schneller, attraktiver und interessanter!

Was machen Sie momentan? Eishockey bestimmt immer noch Ihr Leben?

Ich bin noch in drei verschiedenen Sachen involviert: Zum einen bin ich General Manager einer Eishalle in Waldbronn, nahe Karlsruhe, mit einem tolle Kollegen als Geschäftsführer und einem Management Team, wir haben es von der Stadt übernommen und organisieren, managen und modernisieren es selbst! Es soll eine Art Treffpunkt für die ganze Kommune werden. Zum anderen kreiere ich selber, mit einer Architektengruppe hinter mir, Eishallen, die den Anforderungen für unseren Sport gerecht werden - im Moment laufen drei Projekte. Und last but not least kommentiere ich Eishockeyspiele!

Zum Abschluss, beenden Sie bitte noch einen Satz: Ein Leben ohne Eishockey ist ???! 

...wie eine Buttercremetorte ohne Buttercreme - das sagt eigentlich alles!

Vielen Dank!

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