Interview mit Indians-Coach Joe West
"Ich möchte ein harmonisches Team mit Spaß und Kampfgeist"
Mit einer neuformierten Mannschaft gehen die Hannover Indians in die Oberliga Saison 2007/2008. Trainer Joe West stand Eishockey Info Redakteur Florian Schmidt zu einem Interview zur Verfügung und sprach über neue Spieler, die Liga und seine Erwartungen.
Eishockey Info: Hallo Joe, vielen Dank dass Du Dir die Zeit für dieses Gespräch genommen hast.
In diesem Jahr warst Du erstmalig alleinverantwortlich für die Zusammenstellung der Indians. Nach welchen Überlegungen hast Du dieses Team zusammengestellt?
Joe West: Früh war klar, dass wir 15-20 % der Kosten für das Team einsparen mussten. Doch haben wir unabhängig davon versucht junge Spieler zu verpflichten, deren Entwicklungsmöglichkeiten noch lange nicht abgeschlossen sind und die ein klares Statement abgegeben haben für die Indians spielen zu wollen. Die ersten Gespräche mit Sebastian Deml haben bereits im Januar oder Februar stattgefunden, als ich mich bei ihm erkundigt habe, ob er nach fünf Jahren in Miesbach Interesse an einem Wechsel hätte. Bryan Phillips haben wir im April, kurz nach Erhalt seines deutschen Passes, verpflichtet. Bei beiden wäre ein späterer Transfer vermutlich deutlich schwieriger geworden.
Eishockey Info: Todd Paul wollte ursprünglich auch nach Hannover wechseln...
Joe West: Todd hat ein gutes Angebot eines anderen Vereins bekommen und zweifelte in einem Telefongespräch mit mir daran, ob es die richtige Entscheidung sei nach Hannover zu kommen. Wir wollen nur Spieler, die zu uns kommen wollen und mit den von Paul gehegten Zweifeln war klar, dass wir einer Vertragsauflösung zustimmen.
Eishockey Info: Mit Steve Slaton habt ihr dann im Spiel gegen Kassel den zweiten Kontigentspieler verloren.
Joe West: Das ist sehr bitter für uns. Steve ist mein Topverteidiger gewesen und wird uns sehr fehlen. Seine läuferischen Qualitäten, sowie sein Spielaufbau haben mir in der Trainingswoche
vor dem Kassel Spiel sehr gefallen und deckten sich mit den Scoutingberichten über ihn.
Eishockey Info: Bleibt Steve in Hannover?
Joe West: Ja, definitiv. Ich hoffe, dass Steve im Februar wieder aufs Eis zurückkehren kann und uns später noch in der Saison zur Verfügung stehen wird. Wir hätten dann somit in der Endphase dieser Saison sechs Ausländer unter Vertrag und könnten auf Verletzungen reagieren.
Eishockey Info: Oskar Jernström hat einen Try Out Vertrag unterzeichnet. Seine Statistiken sind wenig aufschlussreich. Was gab den Ausschlag für seine Verpflichtung?
Joe West: Oskar hat eine gute Ausbildung genossen und ein hervorragendes Stellungsspiel sowie Penalty Killing. Seine offensiven Qualitäten sind eher durchschnittlich, doch wird er durch seine zuverlässige Spielweise dem Team helfen. Er hat nun bis November Zeit mich für den Rest der Saison zu überzeugen. Man darf bei ihm nicht vergessen, dass er die erste Zeit mit geliehenen Schlittschuhen gespielt hat. Mann muss Oskar noch ein bisschen Zeit geben, doch bin ich zuversichtlich was ihn betrifft.
Eishockey Info: Eine Kontingentposition ist nun noch zu vergeben. Wie sieht die Stellenausschreibung dafür aus?
Joe West: Wir suchen einen überdurchschnittlichen offensivstarken Defender. Die Nationalität ist mir vollkommen egal und wir werden auch keinen Schnellschuss machen. Es kann sein, dass ein Transfer noch ein paar Wochen dauert.
Eishockey Info: In der Presse geisterte der Name Harrikkala rum?
Joe West: Er war in der Tat ein Thema bei uns, doch wird er nach Italien wechseln, wo er deutlich mehr verdienen kann als bei uns.
Eishockey Info: Ein Blick auf den Sturm erweckt den Eindruck dass ihr qualitativ tiefer besetzt seid?
Joe West: Das denke und hoffe ich auch. Wir haben einen schnelleren Angriff und werden konsequent mit vier Reihen agieren. Unsere Ausrichtung orientiert sich an der Spielweise von Heilbronn und Bad Tölz in der vergangenen Saison. Jeder in unserem Team soll auch spüren, dass er dazu gehört und wir so als Team ein höheres Tempo gehen können.
Eishockey Info: Akteure wie Deml, Krull, Baumgartner und Sondermann kennt man in Deutschland. Suchomski und Anderson hingegen sind echte ?Wundertüten?. Was darf man von den beiden erwarten?
Joe West: Robert ist ein exzellenter Bullyspieler mit gutem Spielverständnis. Er hat sieben Jahre in der polnischen Extraliga gespielt. Sein Transfer kam über familiäre Beziehungen nach Hannover zustande.
Josiah ist ein typischer Kanadier. Ein absolut positiver Typ, der seinen Sport liebt. Er hat sehr viel offensives Talent, spielt aggressiv und agierte als Kapitän in einer der besten Nachwuchsligen Kanadas. Vom Talent her kann Josiah definitiv seinen Weg gehen, doch muss er dafür bereit sein ständig weiter zu arbeiten, zum Beispiel an seinen läuferischen Fähigkeiten.
Eishockey Info: Trotz dieser Vorzüge hat Josiah nur einen Try Out Vertrag?
Joe West: Nein, er wird die komplette Saison bei uns bleiben.
Eishockey Info: Erstmalig habt ihr eine Kooperation mit den Kassel Huskies vereinbart. Was versprichst Du Dir davon?
Joe West: Wir wollen gewappnet sein im Falle von Verletzungen. Ein weiterer wichtiger Grund für diese Zusammenarbeit ist die Tatsache, dass wir unseren jungen und talentierten Akteuren die Möglichkeit geben müssen Luft in höheren Spielklassen zu schnuppern. Diese Tatsache ist eine echte Motivationshilfe für diese Akteure und perspektivisch sehr wichtig.
Eishockey Info: Wie schätzt Du die Oberliga dieses Jahr ein?
Joe West: Bad Tölz ist der absolute Topfavorit ohne Wenn und Aber. Danach sehe ich im Süden Freiburg, Rosenheim und Kaufbeuren. Auch Füssen traue ich eine bessere Rolle als zuletzt zu. Insgesamt muss man sagen, dass der Süden etwas stärker als der Norden besetzt ist. Im Norden erwarte ich Dresden vorne. Dahinter werden wir uns mit Leipzig und auch Rostock um die Plätze streiten. Gegen Rostock haben wir gespielt und gesehen, dass man dieses Team auf keinen Fall unterschätzen darf. Da werden sich auch so einige Süd-Teams sehr schwer tun.
Eishockey Info: Wie sehen Deine persönlichen Ziele für dieses Jahr aus?
Joe West: Ich möchte ein harmonisches Team formen, welches Spaß am Hockey hat und bis zum Umfallen kämpft. Ich möchte gutes Hockey fürs Publikum spielen lassen. Gelingt uns das, haben wir viel erreicht und ich habe meine Ruhe. Wenn man sieht, dass in der vergangenen Saison alleine 15 der 27 Trainer aus der 2.Bundesliga und Oberliga gefeuert wurden, ist das eine Menge wert. Ich hoffe, dass alle meine Kollegen etwas mehr Vertrauen entgegengebracht bekommen und der Druck durch Medien und Sponsoren nicht weiter Überhand gewinnt.
Eishockey Info: Vielen Dank für das Gespräch, Joe.
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